Musikverein Eresing

 

Geschichte



Musikvereine und Blaskapellen gehören in der Vereinslandschaft unserer Heimat zu den festen Institutionen dörflichen Lebens. Nahezu jede politische Gemeinde unseres Landkreises kann in ihrem Vereinsregister eine Kapelle aufführen. Der Bezirk Lech-Ammersee des Musikbundes von Ober- und Niederbayern umfasst zur Zeit 31 Kapellen. In einigen Dörfern wie Geltendorf und Schondorf sind die Blaskapellen erst in jüngerer Zeit gegründet worden, in anderen Ortschaften wiederum belebt eine Kapelle das gesellschaftliche Leben bereits seit Jahrzehnten. In Schöffelding beispielsweise fanden sich die Musiker bereits 1947 zusammen, in Walleshausen 1948 und in Windach im Jahr 1956. Die Gemeinde Eresing mit den Ortschaften Eresing, Pflaumdorf und St. Ottilien kann sogar drei Musikkapellen aufweisen: Das Schülerblasorchester des Rhabanus-Maurus-Gymnasiums St. Ottilien, die Blaskapelle des Benediktinerklosters und den 1977 gegründeten Musikverein Eresing, seit 1989 mit dem Zusatz eingetragener Verein, dessen 25-jähriges Jubiläum wir im Jahr 2002 feiern können. Wie kam es zu der Gründung des Eresinger Musikvereins? Welche markanten, erinnerungswerten Stationen prägten das Vereinsleben im vergangenen Vierteljahrhundert? Auf diese Fragen möchte der folgende Streifzug durch die Vereinsgeschichte eine Antwort geben.

      Auch in Eresing in der Musikgeschichte bekannt als Geburtsort von Kaspar Ett (1788 - 1847), des Wiederentdeckers der Musik Orlando di Lassos gab es in den 50er Jahren Bestrebungen, eine Blaskapelle zu gründen; die Bemühungen des Baumeisters Josef Loy scheiterten jedoch Ende 1958. So war man für die musikalische Gestaltung von Festen und Feiern, Gottesdiensten und Prozessionen weiterhin auf auswärtige Musiker angewiesen. Es sollte noch fast zwei Jahrzehnte dauern, ehe die verschiedenen Voraussetzungen zusammentrafen, die schließlich zur Gründung eines Musikvereins am 25. November 1977 führten. Zum einen fand der langjährige Wunsch vieler Eresinger Bürger nach einer eigenen Kapelle Unterstützung durch Bürgermeister Alois Höß und den Gemeinderat, zum anderen war mit dem musikbegeisterten Organisten Dominikus Maxhofer ein Motor vorhanden, der die Mühen der Vorbereitungsarbeit auf sich nahm und die Vereinsgründung vorantrieb. Maxhofer, beruflich in St. Ottilien tätig, musizierte bereits seit einigen Jahren in der Ottilianer Blaskapelle. Nicht vergessen werden darf schließlich das im Jahr 1976 in Eresing und St. Ottilien abgehaltene 13. Bezirksmusikfest, das den Wunsch nach einer eigenen Kapelle möglicherweise nochmals verstärkte.

      Der Gründungsversammlung voraus gingen zahlreiche persönliche Gespräche, die Dominikus Maxhofer mit Musikinteressierten führte, sowie ein Informationsabend, an dem der Bezirksdirigent P. Albert Rieger OSB, Dominikus Maxhofer, Bürgermeister Alois Höß, die Gemeinderäte und einige Eresinger Bürger teilnahmen. Nachdem das Feld vorbereitet war, kamen am 25. November 1977 dreißig Männer zusammen, die sich nach angeregter Diskussion für die Gründung eines Musikvereins aussprachen. Zugleich erklärten sie ihren Eintritt in den Verein. Gründungsmitglieder waren: Dominikus Maxhofer, Alois H, Benedikt Forster, Xaver Schweiger, Franz Treffler, Hans H, Karl Kreidl, Johann Treffler, Ferdinand Seipelt, Otto Krieg, Martin Schegg, Franz Rother, Franz Rother jun., Josef Feneberg, Ulrich Schuster, Franz Kaindl, Josef Drexl, Rudolf Klotz, Robert Abenthum, Georg Höß, Johann Wiedmann, Karl Wiedmann, Johann Geyer, Michael Wiedmann, Ludwig Westner, Robert Steer, Johann Drexl, Alfred Oldenkott, Kurt Ziegner und Franz Steer. Zum Gründungsvorstand wurde Dominikus Maxhofer gewählt, der auch das Dirigat übernahm. Sein Stellvertreter und zugleich zweiter Dirigent wurde Karl Kreidl, für das Amt des Schriftführers stellte sich Xaver Schweiger zur Verfügung und erste Kassierin des Vereins wurde Gerlinde Albrecht. Der Jahresbeitrag der passiven Mitglieder wurde auf DM 12,- festgesetzt, die aktiven Mitglieder hatten keinen Beitrag zu zahlen. Um dem Verein über die anfänglichen finanziellen Hürden zu helfen, leistete die Gemeinde eine Bürgschaft in Höhe von DM 30.000,- und eine Spende von DM 3.000,-. Der erste Vereinsetat wies Einnahmen in Höhe von DM 3.432,80 und Ausgaben von DM 30.649,02 auf. Den Löwenanteil nahmen dabei die Kosten für den Ankauf von Instrumenten ein.

      Am 4. Dezember 1977 kamen erstmals die 22 aktiven Mitglieder des neuen Vereins zusammen, um über die Besetzung der verschiedenen Instrumente zu sprechen. Die endgültige Einteilung fand am 6. Januar 1978 statt. Von den 28 anwesenden Musikern besaßen bereits 21 das entsprechende Instrument, so dass am 15. Januar 1978 mit dem Unterricht begonnen werden konnte. Die Zahl war nochmals um vier auf 32 aktive Musiker angewachsen. Die Ausbildung an den Instrumenten übernahmen Schüler des benachbarten Gymnasiums St. Ottilien. Bereits vier Monate nach Probenbeginn wagte sich die neugegründete Kapelle erstmals an die Öffentlichkeit: Am 25. Mai 1978 begleitete sie die Fronleichnamsprozession durch das Dorf. 1978 folgten fünf weitere Auftritte, jeweils zur Gestaltung eines Gottesdienstes oder zur Begleitung einer Prozession. Im Jahr 1979 trat die Eresinger Kapelle auch außerhalb der Dorfgrenzen auf, 1980 nahm sie beim Bezirksmusikfest in Türkenfeld erstmals an einem Wertungsspiel teil.

      In seinem Rückblick auf die ersten fünf Jahre seit Bestehen des Vereins sprach Dominikus Maxhofer verschiedene Probleme an, die ein kontinuierliches Arbeiten erschwerten. Seit 1977 waren bereits 15 Musiker aus dem Verein ausgetreten. Damit verbunden war des öfteren ein Wechsel in der Besetzung der Instrumente. Neueintritte von Nachwuchsmusikern konnten diese Lücken nicht schließen. Dazu kam eine laxe Probenmoral, der der Vorstand im Jahr 1983 durch eine Zahlung von DM 100, an jeden aktiven Spieler entgegenzuwirken versuchte. Außerdem sollte für das Jahr 1984 eine Punkteliste angelegt werden, um die Teilnahme an Proben und Aufführungen nachvollziehbar zu machen. Doch all diese Anreize zeigten nicht die erhoffte positive Wirkung auf den Leistungsstand der Kapelle. Die Situation kulminierte in der ersten Jahreshälfte 1984 in einer Krise, die beinahe zur Auflösung des Vereins geführt hätte. Am 28. Mai 1984 traf sich die Vorstandschaft um Dominikus Maxhofer mit Bezirksleiter Rudolf Wiblishauser, um über den Fortbestand der Kapelle zu sprechen. Maxhofer willigte in die Neubesetzung der Dirigentenstelle ein und erklärte sich bereit, zunächst auch die Vorstandschaft weiterzuführen. Als neuer Dirigent war Martin Zettl vorgesehen, der die 1980 neugegründete Musikkapelle Penzing leitete. Nach der Vorstandssitzung folgte e eine Aussprache mit den aktiven Musikern. Bezirksleiter Wiblishauser stellte dabei an jeden Musiker die Frage: Wer ist bereit, unter einem anderen Dirigenten zu spielen, auch unter dem Gesichtspunkt, dass der neue Dirigent Herr Zettl heißt? Ohne Vorbehalte erklärten sich 17 Musiker dazu bereit, zwei wollten sich noch nicht entscheiden, einer kündigte an, aus beruflichen Gründen nicht mehr teilzunehmen; drei Musiker waren nicht anwesend. Damit war der Fortbestand der Kapelle gesichert.

      Ab September 1984 bernahm der Vollblutmusiker Martin Zettl das Dirigat des Eresinger Musikvereins. Der Leistungsstand der Kapelle besserte sich unter seiner eisernen Führung zusehends, wenngleich Probleme zwischen den Musikern und dem Dirigenten nicht ausblieben. Unter Zettl kam es nochmals zu zahlreichen Austritten, zugleich gelang es ihm aber, nach und nach junge Musiker auszubilden und in die Kapelle zu integrieren. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Die Teilnahme an Wertungsspielen wurden mit sehr guten Noten belohnt. Auch das Repertoire änderte sich: In das Spiel der Eresinger Musiker flossen als Ergänzung zu den klassischen Blasmusikkompositionen konzertante Elemente ein. Ihre Fortschritte präsentierten sie seit 1985 Jahr für Jahr in einem Frühjahrskonzert.

      Einen Einschnitt bedeutete das Jahr 1985 auf der Ebene der Vorstandschaft. Die beiden Gründungsvorstände Dominikus Maxhofer und Karl Kreidl stellten ihre Ämter zur Verfügung. Neu gewählt wurden als erster Vorsitzender Altbürgermeister Alois Höß, als sein Stellvertreter Erich Klotz. Bereits zwei Jahre später, 1987, übernahm Marita Loy das Amt der ersten Vorsitzenden. Ebenfalls 1987 stellte der langjährige Schriftführer des Vereins, der Eresinger Ehrenbürger Xaver Schweiger, sein Amt zur Verfügung. Aus der Gründungvorstandschaft blieb somit nur noch Gerlinde Gall übrig, die ihr Amt als Kassierin von 1977 bis 1991 versah.

      Seit 1989 hat das Ruder Erich Klotz als erster Vorstand in der Hand. In seiner langen Amtszeit gelang es ihm in Zusammenarbeit mit den beiden Dirigenten Milan Mercineri und Jürgen Hartmann, das Niveau der Kapelle zu halten und Nachwuchsmusiker an die Kapelle heranzuführen. Seit Ende der 90er Jahre geht man auch in Eresing in der Jugendarbeit einen neuen Weg. Um die Kinder und Jugendlichen langsam an das Zusammenspielen mit anderen zu gewöhnen, wurde eine Schülerkapelle unter der Leitung von Michael Klotz ins Leben gerufen. Bei einigen Auftritten präsentierten die Kinder bereits ihr Können in der Öffentlichkeit.

      Seit 1977 hat sich die Zahl der aktiven Musiker im Musikverein Eresing fast verdoppelt. Die Variabilität des Repertoires ist deutlich größer geworden, so dass Musikstücke zu den verschiedensten Anlässen zur Verfügung stehen. Aus dem Dorfleben ist der Verein nicht mehr wegzudenken und auch finanziell steht er auf solidem Grund. Das Durchschnittsalter der Musiker ist gering, und gerade die zahlreichen Nachwuchsmusiker lassen hoffen, dass der Verein noch viele Jahrzehnte vor sich hat.

Eresing im Jahre 2002, Guido Treffler